Blutegeltherapie Hund
Igitt! Wie eklig!
Das ist häufig die Reaktion, wenn ich Patientenbesitzer auf eine Blutegeltherapie anspreche. Jeder hat schon von Blutegeln gehört, trotzdem ranken sich viele Mythen und Vorurteile um sie. Dabei sind Blutegel faszinierende kleine Helfer, die bei vielen verschiedenen Erkrankungen eingesetzt werden können. Sie sind im nüchternen Zustand grün-orangefarben gestreift und überaus elegante Schwimmer.
In diesem Artikel möchte ich mit Vorurteilen aufräumen und die wichtigsten Fragen beantworten.
Was sind Blutegel überhaupt?
Blutegel (Hirudo medicinalis) gehören zum Stamm der Ringelwürmer und sind genauso nützliche Tiere wie ihre Verwandten, die Regenwürmer. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Egel sind Süßwasservorkommen in Europa, Nordafrika und Kleinasien. Leider ist das natürliche Vorkommen der Blutegel in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Zu medizinischen Zwecken werden sie in sogenannten Blutegelfarmen gezüchtet.
Gibt es die Blutegeltherapie schon lange?
Die Blutegeltherapie beim Menschen ist eine der ältesten Heilmethoden in der Medizingeschichte überhaupt. Erste Überlieferungen sollen aus dem Jahr 3300 v. Chr. stammen. Im Mittelalter war die Blutegeltherapie überaus populär, ohne daß die Wirkmechanismen bekannt waren. Diese Popularität führte zur fast vollständigen Ausrottung des Blutegels in unseren Breitengraden. Seit wann die Blutegeltherapie gezielt bei Tieren eingesetzt wird ist nicht bekannt.
Warum werden Blutegel in der Medizin eingesetzt?
Zum einen wirkt der Biss des Blutegels wie ein kleiner Aderlass und kann dadurch schon zu einer Druckentlastung bei schmerzhaften Schwellungen führen. Zum anderen injiziert der Blutegel beim Biss seinen Speichel in die Wunde um eine Blutgerinnung zu verhindern. Im Speichel des Blutegels befinden sich an die 200 verschiedene Substanzen, die bis heute nicht alle klassifiziert sind. Diese Substanzen haben gerinnungs- und entzündungshemmende Wirkungen.
Bei welchen Erkrankungen können Blutegel eingesetzt werden?
Die Blutegeltherapie kann bei vielen verschiedenen Erkrankungen zusätzlich zur Schulmedizin und zu diversen Naturheilverfahren eingesetzt werden:
- Abszesse und Phlegmonen
- Arthrosen und Arthritiden
- Hämatome
- Ödeme
- Nervenentzündungen
- Wundheilungsstörungen
- Muskel- und Sehnenerkrankungen
Wie läuft eine Blutegeltherapie ab?
Für jede Blutegeltherapie werden neue Blutegel bei der Blutegelzucht bestellt, da Blutegel besondere Ansprüche an ihre Haltungsbedingungen haben. Nachdem die Egel sich in ihrem kleinen Schwimmbecken vom Transport erholt haben, werden sie gründlich abgeduscht. Meiner Erfahrung nach beißen die Egel besser, wenn das zu behandelnde Gebiet rasiert ist. Mit Hilfe einer offenen Spritze werden die Egel nun vorsichtig an der erkrankten Körperstelle platziert. Die beste Stelle suchen sich die Egel selbst. Der Biss an sich ist nicht schmerzhaft, fühlt sich allenfalls wie ein Insektenstich an. Tiere wissen häufig instinktiv um die Heilwirkung von Blutegeln. Daher lassen selbst sehr sensible und ängstliche Tiere den Egelbiss ohne Abwehrmaßnahmen über sich ergehen und versuchen auch nicht während des anschließenden Saugaktes die Egel wegzubeissen.
Je nach Größe des Patienten und der zu behandelnden Stelle verwende ich ein bis drei Blutegel. Der Saugakt dauert i. d. R. 30 bis 45 Minuten und darf nicht unterbrochen werden. Wenn die Blutegel vollgesogen sind lassen sie sich abfallen. Die Bissstellen bluten nun noch einige Zeit nach, diese Blutung sollte man nicht stillen. Danach wird ein Verband angebracht und der Patient kann nach Hause gehen. Die positiven Wirkungen setzen i. d. R. nach ein bis zwei Tagen ein. Bei manchen Erkrankungen reicht schon eine einmalige Therapie aus, bei anderen muss die Therapie mehrmals im Abstand von einigen Tagen wiederholt werden.
Woher stammen die Egel und was passiert nach der Therapie mit ihnen?
Die in unserer Praxis eingesetzten Blutegel stammen ausschließlich aus der Biebertaler Blutegelzucht. Sie zählen zu den medizinischen Einmalartikeln und entsprechend so den höchsten Qualitätsstandards des deutschen Arzneimittelgesetzes. Blutegel dürfen nur einmal verwendet werden und werden daher nach der Anwendung schmerzlos durch Einfrieren getötet und dann entsorgt.
Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken bei der Blutegeltherapie ?
Im Darm der Blutegel leben zahlreiche Erreger. Um die Übertragung dieser Erreger zu verhindern, sollte man unbedingt vermeiden, die Blutegel während des Saugaktes zu berühren oder gar gewaltsam zu entfernen, da sie ansonsten ihren Darminhalt in die Bisswunde entleeren könnten. So könne Infektionen weitestgehend ausgeschlossen werden. Sollte es nach der Blutegeltherapie trotzdem einmal zu einer Infektion gekommen sein, lässt sich diese in der Regel leicht mit gängigen Antibiotika behandeln. Eine Übertragung von ansteckenden Erkrankungen durch die Blutegel (z. B. Katzenaids) ist ausgeschlossen, da wir die Blutegel nur einmal verwenden.
In den Tagen nach der Blutegeltherapie kann es zu einem stärkeren Juckreiz an der Bissstelle kommen. Beißen oder Kratzen sollte unbedingt verhindert werden.
Ich hoffe, ich konnte die Vorbehalte gegenüber Blutegeln ein wenig ausräumen und mehr Tierbesitzer können sich nun zu dieser nützlichen Therapieform entschließen.
Wie bereits erwähnt ist die Blutegeltherapie mit anderen Naturheilverfahren gut kombinierbar.
Informationen über die verschiedenen Naturheilverfahren, die ich in meiner Praxis anwende, finden Sie hier.
Homöopathie bei Hund und Katze
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